Freitag, 29. November 2024, um 17:38 Uhr
Fiktive Kalligraphie
Eine kleine Einführung in die Entwicklung einer fremden Sprache und Schrift für ein Buch aus einer fremden Welt.
In Vibramundi beschreibe ich ja neben den Zeichnungen auch die Welt, ihre fremden Kulturen mit ihren Eigenarten, ihrer Musik, in einer Welt der Magie. Aber wäre es nicht schöner, wenn die Sprachen und das Schriftbild auch aus der fremden Welt kämen?
Welches ... Vibramundi?
Ach, ich vergaß zu erwähnen, dass ich den Namen meines Projekts „Instruments of Tamriel“ zu „Vibramundi“ geändert habe. Das hat den Grund, dass mir der alte Titel zu sehr nach Fanart klang und dabei natürlich den Namen der Welt beinhaltet, die eventuell als intellectual property geschützt ist. Ich will aber ohnehin ein breiteres Publikum ansprechen, für das möglichweise der Name und die Lore der Welt garnicht so relevant ist, sondern eher das, was meine Bilder transportieren.
Das erste Kapitel wird die sogenannten „Sommerinseln“ behandeln. In der Elder Scrolls Serie heißen diese Inseln Summerset, was vermutlich seinerseits eine Anspielung auf das eigentliche Somerset ist (ein Landstrich im Süden Englands). Es könnte sein, dass ich auch die Namen der anderen Provinzen, sowie der Völker und Kulturen änder, aber vielleicht wird das auch nicht nötig sein.
Die andere Welt spricht Deutsch?
Hast Du schon einmal vom Voynich Manuskript gehört? Mich hat es fasziniert, dass sich jemand die Arbeit machen würde, ein Buch von Hand zu schreiben, das keiner lesen kann. Wobei, eigentlich ist ja jede abstrakte Kunst gewissermaßen eine Art wild verschlüsselte Nachricht der Künstler an die Rezipienten. Aber im Volnych Manuskript scheint sich der Urheber tatsächlich den Regeln seiner eigenen Sprache unterworfen zu haben.
Ich habe micht jetzt vor kurzem entschieden, das Buch nicht in Deutsch oder Englisch zu schreiben, sondern in den Fantasiesprachen und Schriften der Welt, aus der das Buch stammen soll. Es erlaubt mir, die Einheit der Zeichnungen, der Kalligraphie und der Seiten (Ränder, etc.) als Ganzes zu gestalten. So wie die Schreiber vor der Erfindung des Buchdrucks.
Wie auf den Fotos zu sehen ist, entwickle ich zur Zeit eine Sprache (mit Hilfe eines LLM) und eine Schrift (mit Hilfe meiner Hand und einer Schreibfeder). Die Sprache basiert auf Namen und losen Begriffen aus dem Elder Scrolls Fandom. Auf der Basis habe ich das LLM gebeten, mir einige zusätzliche Worte in einer Mischung aus Sanskrit, Gälisch, und Tolkiens Quenya und Sindarin zu generieren, und habe damit eine Vokabelliste angelegt. Die Ergebnisse sind teilweise die Zeit nicht wert gewesen, weil ich mir am Ende die meisten Worte doch selbst ausgedacht habe. Aber nun kann ich die LLM mit der Vokabelliste kleinere Textfragmente übersetzen lassen, und diese sind ganz brauchbar. Heute habe ich mit den so übersetzten Fragmenten begonnen ein Altmerisches Alphabet zu entwickeln.
Aber dann wird es keine Geschichte zu lesen geben? Nein, nicht direkt, aber doch, wird es! Die Übersetzungen in die Sprachen der Leser (Deutsch, Englisch, etc.) werde ich in einem Begleitheft mitliefern. Damit wird es weniger leicht zu konsumieren, aber da bin ich völlig schmerzfrei, denn es hat den Effekt, dass es viel immersiver wird.
Ich bin jedenfalls überzeugt, dass dies der richtige Weg für dieses Projekt ist. Weil jede Kunst ist ja eine Kunst der Entführung: Dort entführe ich meine Leser in eine fremde Welt, und hier bleibe ich mit dem Prozess ganz bei mir und den Bildern: Win-Win!